OHNE TITEL
Was ist ausschlaggebend dafür, dass etwas in der klassischen Bildhauerei als schön gilt? Und wie wird in unserer Gesellschaft ausgehandelt, was schön ist? Solche Fragen trieben mich dazu an, diese Arbeiten zu verwirklichen. Die genannten Fragestellungen haben mich dann auch dazu bewogen, den gesamten Gestaltungsprozess auf eine checklistenartige Weise festzulegen.
• Die Reliefs wurden aus einem Stück Lindenholz herausgearbeitet, so dass sie wie aufgesetzt aussehen. Bei beiden kam während der Herstellung kein Leim zum Einsatz. Die feinen Formen habe ich gewählt, weil sie technisch komplex sind, was unter Bildhauern als erstrebenswert erachtet wird.
• Die verbreitete Auffassung, dass natürliche Formen als schön gelten, spiegelt sich in der Wahl der Sujets wider, welche aus diesem Grund nicht zu ornamentalen Formen abstrahiert wurden.
• Positioniert wurden die beiden Reliefs wie botanische Präparate, eine Anspielung auf das Ordnen und Bedienen der Natur durch den Menschen. Ein typisches Merkmal unserer westlichen Kultur.
• Die Entscheidung, Pflanzenteile darzustellen, traf ich auch, weil klassischen Skulpturen heutzutage öfters eine dekorative Rolle zugesprochen werden. Eine Rolle, die oft auch Pflanzen zuteilwird.
• Bei der Farbwahl der beiden Objekte folgte ich dem Credo, dass weniger mehr ist. Ein Ausdruck, auf den ich besonders im Kontext des modernen Designs gestossen bin, den ich aber auch in vielen anderen Bereichen unseres Alltages finden konnte.
Die Punkte der Checkliste nehmen starken Bezug auf die subjektiven Werte eines Milieus, welche die klassische Bildhauerei als etwas Erhabenes anschaut. So versuchte ich, etwas subjektiv Wertvolles zu erschaffen. Etwas, das ein Kulturgut ist, ein solches imitiert und eine Kritik an diesem sein soll. Diese Arbeiten liessen in mir die Fragen aufkommen, wie sich unsere ästhetischen Vorlieben verändert haben. Welche Checklisten werden in der Gegenwart verwendet? Welche werden in der Zukunft Verwendung finden?

